Robert Sander

Deutsches Institut für Urbanistik
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10623 Berlin
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Besonders gelungen:
Abenteuerspielplatz KOLLE 37

Fragen an Robert Sander vom Deutschen Institut für Urbanistik

Sie haben zusammen mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung untersucht, welche Wirkungen die Gemeinschaftsinitiative URBAN in den ostdeutschen Städten, einschließlich Berlin, hatte. Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

Der integrative Ansatz, der typisch für URBAN ist, hat sich bewährt. Integrativ heißt ja auf der einen Seite verschiedene Politikfelder miteinander zu verknüpfen, also zum Beispiel Umweltschutz und Wirtschaft. Und zum anderen ist damit das Zusammenwirken der verschiedenen Fördertöpfe EFRE, ESF und nationaler Kofinanzierung (zum Beispiel Städtebauförderung) gemeint. Im Vergleich zur so genannten Ziel-1-Regelförderung gelingt es im Rahmen von URBAN deutlich besser, verschiedene Maßnahmen sinnvoll miteinander zu vernetzen. Der integrative Ansatz ist daher besonders gut zur Lösung komplexer Problemlagen in den Stadtquartieren geeignet.

Auch die Konzentration der Förderung auf überschaubare Stadtquartiere ist sinnvoll und erhöht die Chancen für eine sichtbare Aufwertung des Quartiers.

Gibt es zwischen den URBAN-Städten große Unterschiede?

Die Förderschwerpunkte in den URBAN-Städten weichen kaum voneinander ab, aber in der Umsetzung lassen sich unterschiedliche Philosophien erkennen. So fördert URBAN in manchen Städten, wie zum Beispiel in Halle/ Saale, ausschließlich einige "Leuchtturmprojekte", mit hoher Ausstrahlungswirkung auf das Gesamtquartier. In anderen Städten dagegen, wie beispielsweise in Rostock, werden viele kleine Projekte und Initiativen von lokaler und nachbarschaftlicher Bedeutung gefördert, um eine breitere Flächenwirkung zu erreichen. Berlin ist ein Beispiel für die Kombination beider Ansätze.

Welche Projekte halten Sie für besonders gelungen?

In Berlin halte ich das Spielhaus und Kommunikationszentrum auf dem Abenteuerspielplatz KOLLE 37 für das gelungenste Beispiel. Weil das Spielhaus nicht nur Kindern und Jugendlichen Freizeitmöglichkeiten bietet, sondern auch von den erwachsenen Bewohnern als Treffpunkt genutzt wird, stärkt es die Identifikation der Bewohner mit dem Quartier. Im Magdeburger Stadtteil Cracau wurde eine Brücke über einen Elbe-Seitenarm gebaut, um das Quartier mit einem wunderschönen Naherholungsgebiet zu verbinden. Diese im Grunde einfache Maßnahme verkörpert den URBAN-Ansatz sehr schön.

Was könnte man in Zukunft anders anpacken? Wo lagen die Schwachstellen von URBAN?

Die Stadtquartiere dürfen nicht zu groß sein; das Berliner Gebiet scheint mir als zu groß und für die Bewohner zu wenig überschaubar, um sich mit dem Quartier insgesamt zu identifizieren, beziehungsweise URBAN als ein Quartiersprogramm wahrzunehmen. Für problematisch halte ich auch, dass einige Ideen und Projekte eher am grünen Tisch entstanden sind, das heißt, "von oben" initiiert worden sind. Dies trifft für eine ganze Reihe von Städten zu. Eigentlich sollte URBAN vor allem Initiativen von unten fördern, was natürlich mühsam ist, wenn es vor Ort bisher kaum Initiativen und Ansatzpunkte gab, wo man anknüpfen konnte.

Ein anderes Problem war die komplizierte finanztechnische Abwicklung sowie der hohe Abstimmungsaufwand (so waren zum Beispiel für das Berliner Gebiet drei Bezirksverwaltungen und mehrere Senatsverwaltungen zuständig). Manchmal verging von der Projektidee bis zur Bewilligung mehr als ein Jahr; da hatten sich manche Ideen schon totgelaufen oder die Initiatoren waren abgesprungen. Hier müsste man versuchen, andere Verfahren zu finden, die weniger bürokratischen Aufwand bedeuten.

Eine weitere Empfehlung: Die Rolle des Projektmanagements - in Berlin war das die B.&S.U. - sollte gestärkt werden. Eine solche zentrale Koordination ist sehr wichtig und sollte daher mit mehr Kompetenzen und eigenen Finanzmitteln ausgestattet werden. Um zu überprüfen, was ein Programm wie URBAN bewirken kann, sollte zudem ein Stadtteilmonitoring aufgebaut werden, das nicht nur untersucht, wie sich zum Beispiel die Arbeitslosenzahlen entwickelt haben, sondern auch Fragen nachgeht wie: ,Was hat sich stimmungsmäßig verändert? Hat das Quartier ein neues Image bekommen? Sind mehr Menschen auf der Straße als vorher?' Derzeit sind solche Daten praktisch nicht vorhanden.

Die Pilotfunktion von URBAN zeigt sich übrigens auch darin, dass Kernelemente von URBAN zum Teil in die Regelförderung übernommen wurden. Auch das Bund-Länder-Programm "Die soziale Stadt" hat diesen integrierten URBAN-Ansatz aufgegriffen.